Wie können diese Sphären zusammengebracht werden? Im Kapitel 10 »Das Ändern der Perspektive und die Mystik als Initialzündung eines neuen Denkens« geht es insbesondere auch um Einbeziehung aller Perspektiven, ohne den Standpunkt zu verlieren oder unverbindlich zu sein. Wir verfügen über alle Informationen, die wir brauchen, können diese aber nicht verbinden und anwenden, weil uns das Bewusstsein dazu fehlt. Wie kann dafür ein Bewusstsein entwickelt werden? Perspektivenwechsel fanden schon immer in der Menschheitsgeschichte statt, die Herausforderung heute ist allerdings, nicht eine Perspektive die vorherige ablösen zu lassen, sondern alle möglichen Perspektiven einnehmen zu können, um dann durch Zusammenschau die richtige Lösung zu erkennen. Die Menschen nahmen im Laufe der Zeit ihr Schicksal selbst in die Hand, indem sie mittels Vernunft, die jedem Menschen innewohnt, sich und die Welt erklären. Mit dem Schritt der Objektivierung und der rationalen Reflexion war zwar die Eigenverantwortung geboren, aber sie stellte auch eine Trennung von einer Ganzheit dar. Und seit dieser Trennung, die im Laufe der Jahrtausende immer größer wurde, entwickelte sich bei den Menschen die Sehnsucht nach Einheit. Dieser Vorgang allerdings trug zur Entwicklung des Bewusstseins bei. Karl Jaspers beschreibt ihn als geistigen Entwicklungsprozess, der den bewussten und reflektierten Menschen hervorbrachte, mit dem wir bis heute leben. Die rationale Welt- und Seinsdeutung ist dabei die philosophische Methode, denn dabei wird versucht, die Welt und ihre Ursache zu erklären. Die Mystik hingegen stellt einen überrationalen, deshalb geheimnisvollen Weg dar, die Ursache des Seins zu erfahren. »Lernen ist Erfahrung. Alles andere ist einfach nur Information.« So hat es Albert Einstein ausgedrückt. Kann die Auflösung aller Perspektiven erfahren werden? Das Staunen beschreibt das Ergriffensein, das Zurücktreten vor etwas rational Ungreifbarem, es geht einher mit Affektivität, und in diesem Moment, wo scheinbar die Zeit stillsteht, findet Erfahrung statt. Das Staunen steht am Anfang jeglicher Erkenntnis.
»Das Staunen beschreibt das Ergriffensein, das Zurücktreten vor etwas rational Ungreifbarem, es geht einher mit Affektivität, und in diesem Moment, wo scheinbar die Zeit stillsteht, findet Erfahrung statt. Das Staunen steht am Anfang jeglicher Erkenntnis.«
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