Kapitel 4 »Unser Kulturelles Gedächtnis – der Unterschied zwischen Mensch und Affe« dreht sich um unser Kulturelles Gedächtnis. Wir Menschen sind mit einer einzigartigen Fähigkeit ausgestattet, der Fähigkeit, Verhaltensweisen und Wissen an die nächsten Generationen weiterzugeben. Schimpansen und ihre affigen Verwandten können das so nicht; sie müssten das Rad sprichwörtlich ständig neu erfinden – wenn sie es nur könnten. Bislang ging alles auffällig schnell mit der Menschheit. Der Mensch als soziales und kulturfähiges Lebewesen erlernte zunächst den Gebrauch von handfesten Werkzeugen – später den von komplexen geistigen Werkzeugen. Irgendwo dazwischen manifestierte sich die gesprochene Sprache, insbesondere als unabdingbares Medium des Kulturellen Gedächtnisses. Ist all das in uns angelegt, damit wir den Weg gehen konnten, der uns von der Höhle bis ins Weltall gebracht hat? Wenn das zutreffen sollte: Welcher Weg ist uns noch in Zukunft vorherbestimmt oder naturgemäß möglich? Dabei hat alles unter überschaubaren Umständen angefangen. Zwischen 800 v. und 700 n. Chr. entstanden die großen Philosophien und Religionen, mit denen wir bis heute leben – hier liegt einer der tiefsten Einschnitte der Menschheitsgeschichte. Die Vision einer Menschheitsfamilie tritt zum Vorschein mit nicht verhandelbaren, universalen Grundwerten, die für alle Menschen gelten. Soweit es den europäisch-amerikanischen Kulturkreis betrifft, können wir vom Vermächtnis der antiken, christlichen und aufgeklärten Tradition sprechen. Die erste Tugend dabei ist Verantwortung; Verantwortung für sich selbst, für die unmittelbare Umgebung, aber auch Verantwortung für die eigene Stadt oder Gemeinde, für das eigene Land und die eigene Gesellschaft. Und Verantwortung ist aktuell vielleicht wichtiger denn je. Manche Experten sprechen heutzutage bereits von einer »Triple-Krise« in Form von Artensterben, Klimawandel und Pandemien. Die Betrachtungsweise und Formulierung »Der Mensch und die Natur« sollte verschwinden. Zutreffender wäre wohl »Der Mensch in der Natur«. Der Mensch ist ein Teil der Erde – als Teil im Netz des Lebens.
»Bislang ging alles auffällig schnell voran mit der Menschheit. Der Mensch als soziales und kulturfähiges Lebewesen erlernte zunächst den Gebrauch von handfesten Werkzeugen – später den von geistigen Werkzeugen. Irgendwo dazwischen manifestierte sich die gesprochene Sprache, insbesondere als unabdingbares Medium des Kulturellen Gedächtnisses.« (S. 93)