Die Geschichte der menschlichen Zivilisation ist mit der Entwicklung des Geldwesens eng verbunden und zentraler Inhalt von Kapitel 5 »Die geheime Staatsreligion oder: Geld regiert die Welt – aber wer regiert das Geld?«. Das Geld ist mehr als stummer Diener, es besitzt nämlich die Rolle eines Lenkers und Anregers für die menschliche Kultur – und zwar in höchstem Maße. Bahnbrechende Errungenschaften für die Menschheit, aber auch krisenhafte Fehlentwicklungen sind so möglich. Geld ist in jedem Fall der Geburtshelfer beim Fortschritt. Geld als evolutionäres Medium zu bezeichnen, trifft den Nagel auf den Kopf. Geld ist dabei selbst stets neutral. »Das Geld hat jene sehr positive Eigenschaft, die man mit dem negativen Begriff der Charakterlosigkeit bezeichnet.« So drückt es der Philosoph und Soziologe Georg Simmel aus. Man kann mit Geld Lebensmittel oder Waffen kaufen. Das Geldsystem selbst funktioniert nur, wenn die Menschen daran glauben. Ketzerisch sarkastisch – und mit viel Augenzwinkern – könnte man sagen, dass es sich dabei also eher um eine Religion als um eine Wissenschaft handelt. Und von staatlicher Seite werden wir gezwungen, dieses Geld zu verwenden. »In der Tat dürfte der Umstand, dass Notenbanken quasi aus dem Nichts Geld schaffen können, vielen Beobachtern als etwas Überraschendes, Seltsames, vielleicht sogar Mystisches, Traumhaftes – oder auch Alptraumhaftes – vorkommen.« So drückt es Dr. Jens Weidmann, Präsident der Deutschen Bundesbank i. R. aus. Vielleicht ist Geld sogar das mächtigste Werkzeug der Menschheit überhaupt, sicher jedoch hat Geld zur Befreiung des Individuums geführt. Allerdings gibt es hier auch im wahrsten Sinne des Wortes eine Kehrseite der Medaille in Form einer gefährlichen Schattenseite des Geldes. Diese kommt insbesondere dann zum Vorschein, wenn Geld die Leere ausfüllt, die aus dem Verlust persönlicher und religiöser Bindungen entstanden ist.
»Sobald Geld selbst zu Kapital wird, erzeugt es eine explosive Dynamik, welche die Menschheit lernen muss zu beherrschen – ansonsten sind Natur und am Ende der Mensch selbst in Gefahr –, schließlich hat Geld keine Moral in sich. Der geistige beziehungsweise moralische Fortschritt ist daher zwingend notwendig und muss den Fortschritt in Technik und Naturwissenschaft Hand in Hand und auf Augenhöhe begleiten.« (S. 116)